Berichte

Letzter von Eberhard Kraus verfasster Bericht über die Aktivitäten der Mozartgemeinde von 1999 bis 2002 (2003)

Der letzte Bericht unserer Mozartgemeinde wurde im Februar 1999 verfasst. Er gab Aufschluss über die Art unserer Veranstaltungen, unserer Pflege von Mozarts Werk und vor allem der Einbindung heimischer Musik und Kultur in all unsere Aktivitäten, wie es in unserer Satzung ausdrücklich verlangt wird. Und so fuhren wir in den folgenden Jahren auch weiter.

Unsere Kulturfahrten, stets ein besonders freudig angenommener Programmpunkt, hatten auch entsprechende Themen. Am 9. Oktober 1999 starteten wir nach St. Gilgen am Wolfgangsee, dem Geburtsort von Mozarts Mutter und einer Lebensstation seiner Schwester Nannerl. Dort besuchten wir das „hochfürstliche Pfleghaus“, das von Mozarts Großvater mütterlicherseits 1716-1720 erbaut wurde, in dem Mozarts Mutter geboren wurde und in dem Schwester Nannerl als „Freifrau von Berchthold zu Sonnenberg“ jahrelang lebte. Im Dorfcafe hörten wir Klavierstücke aus Leopold Mozarts „Notenbüchlein für Nannerl“, erlebten im Musikinstrumenten-Museum der Völker eine Tonbildschau „Die Mozarts und St. Gilgen“ und fuhren mit dem Schiff über den See nach St. Wolfgang.

Die Kulturfahrt ein Jahr später, am 14. Oktober 2000, galt einem Oberpfälzer Komponisten der Mozartzeit, Pater Theodor Grünberger (1756-1820). Wir wandelten auf den Spuren dieses seinerzeit hochgeschätzten Komponisten, hörten seine Orgelmusik in seinem Geburtsort Bettbrunn auf einer restaurierten historischen Orgel, suchten sein Grab auf dem Friedhof von Moosburg auf, hörten in der herrlichen Wallfahrtskirche von Maria Thalheim seine gefälligen Orgelstücke und in der Kirche von Ramsau, wohin er nach einem „von ihmverursachten öffentlichen Skandal“ strafversetzt wurde, seine heiter-unbeschwerte Kirchenmusik. Im Schloß Stampfl über dem Inntal klang der Tag aus.

Die Fahrt des Jahres 2001 ging am 13. Oktober nach Bayreuth und stand im Zeichen von Mozarts „Bäsle“, das dort jahrelang lebte und 1841 verstarb. Wir suchten den Friedhof auf, hörten in der „Gottesackerkirche“ Orgelmusik von Augsburger Freunden Mozarts. Konnten als besonderes Ereignis auch ein Programm mit Arien und Klavierstücken Mozarts auf dem „Liszt-Flügel“ des Klavierhauses Steingräber gestalten, auf dem natürlich Liszts Transkriptionen mozartscher Motetten höchst authentisch klangen. Wir besuchten noch das markgräfliche Opernhaus und hörten Orgelmusik in der Schlosskirche.

Wieder ein Jahr später, am 12. Oktober 2002, fuhren wir einen Teil der Reise nach, die Leopold Mozart mit Frau und Kindern 240 Jahre zuvor gemacht hatte. Wir besuchten das ehemalige Kloster Vormbach am Inn mit seiner soeben wieder restaurierten klangschönen historischen Brüstungsorgel, fuhren dann weiter nach Passau, wo wir in der bischöflichen Residenz, in welcher der sechsjährige Wolfgang 1762 vor dem Bischof spielte, die Prozessionsorgel aus dem 18. Jahrhundert mit Mozartischer Musik hören konnten. Wir machten wie die Mozarts eine Schiffsreise auf der Donau – allerdings sicher auf einem bequemeren Schiff als diese – und konnten in der Klosterkirche Engelszell wieder Mozarts Musik auf einer vor kurzem restaurierten Orgel genießen. Die Führungen und Tasteninstrumenten-Beiträge führte stets Eberhard Kraus aus, unterstützt vom Gesang seiner Frau Brigitte Kraus (Sopran).

Parallel zu diesen Kulturfahrten fanden in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Regensburg jeweils im Frühjahr die „Orgelfahrten mit Eberhard Kraus“ statt. Ziele waren 1999 der Oberpfälzer Wald, 2000 das Land zwischen Schwarzer Laaber, Altmühl und Donau, 2001 der Oberpfälzer und Bayerische Wald und 2002 das Hügelland südlich Regensburg bis nach Dachau. Gehört und erläutert wurden historische und moderne Orgeln mit der jeweils dazu passenden Orgelliteratur.

Traditionell findet auch immer ein Frühjahrskonzert in Zusammenarbeit mit dem Collegium musicum Regensburg statt. Dieses dient vor allem unserem Satzungszweck, Musik unserer Heimat aufzuführen. So sang Christel Erkes am 9. Februar 1999 Lieder von Richard Strauss, dessen 50. Todesjahr zu gedenken war, und dessen Ahnen väterlicherseits ja aus der Oberpfalz stammten. Eberhard Kraus begleitete sie und spielte außerdem Klaviermusik von Strauss und Hans Pfitzner, der ebenfalls vor 50 Jahren gestorben war. Am 8. Februar 2000 hieß das Thema „Drei Generationen Mozart“; zur Aufführung kamen Kammermusik von Leopold (mit Alexandra Käufl und Michaela Reichl, Violinen) und Klavierstücke und Lieder von Wolfgang Amadé Mozart Vater und Sohn (mit Alexandra Seidel, Gesang, und Eberhard Kraus, Klavier). Am 6. Februar 2001 wurde des 200. Todestages des Regensburger Thurn- und Taxischen Hofkapellmeisters Joseph Touchemoulin gedacht, indem Kammermusik von ihm und seinen Kollegen der Regensburger Hofmusik für Flöte, Streicher und Cembalo aufgeführt wurde. Am 5. Februar 2002 wurde die Gesamtdarstellung der Violinsonaten des Oberpfälzers Max Reger mit der Sonate fis-Moll op. 84 fortgesetzt (Rainer Peterhof, Violine); Eberhard Kraus spielte zusätzlich am Klavier noch die Walzer op. 22 und die sechs Fugen op. 99.

Die Beiträge der Mozart-Gemeinde zur alljährlich stattfindenden Bach-Woche Regensburg (1975 von Eberhard Kraus gegründet und bis einschließlich 2003 von ihm mit dem Collegium musicum Regensburg durchgeführt) hatten folgende Themen: 1999 Johann Sebastian Bach – Georg Friedrich Händel; aufgeführt wurden Baß-Arien von Bach und Konzerte für Flöte, Violine und Cembalo von Händel. / 2000 Johann Sebastian Bach – Regensburger Moderne; Arien und Choräle von Bach und Psalm-Meditationen von Eberhard Kraus. / 2001 Johann Sebastian Bach – Antonio Vivaldi; Trompetensonaten, Konzerte und Cembalobearbeitungen von Bach und Vivaldi./ 2002 Johann Sebastian Bach – Wolfgang Amadé Mozart; Kirchensonaten von Mozart und Choralvariationen von Bach . Die gut besuchten Konzerte fanden stets in der Deutsch-Ordens-Kirche St. Ägidien statt. In derselben Kirche werden auch die Adventsmusiken durchgeführt, die die Mozartgemeinde alljährlich für das dortige Seniorenstift St. Josef ausrichtet.

Zu den immer bestens besuchten Konzert-Matineen im Regensburger Historischen Museum, Gesprächskonzerten mit Eberhard Kraus an historischen Instrumenten, lädt die Mozart-Gemeinde immer unter besonderen Titeln ein: „Bach, der berühmte“ mit Kompositionen von Johann Christian Bach; „Mozart, das Wunderkind“ mit Werken des achtjährigen Wolfgang Amadé; „Mozart, der Sohn“ mit Werken von Wolfgang Amadé Mozart Sohn; „Ein Regensburger Gönner: Wolfgang Amadé Mozart und Baron von Grimm in Paris“; „Wolfgang Amadé Mozart: Brüder reicht die Hand zum Bunde – Welche Musik kann zur Hymne werden?“

So erfüllt die Regensburger Mozart-Gemeinde ihre Aufgaben innerhalb eines reichen städtischen Musiklebens, vom Publikum angenommen, von der Fachkritik bestens beachtet und ihren Zielen, und nicht zuletzt ihren finanziellen Möglichkeiten treu.

 

Eberhard Kraus

(Originaltext aus dem Archiv Eberhard Kraus; leicht revidiert von Wolfgang Kraus)